Eltern, Führungskräfte, Dozenten, Trainer, Coaches und vielleicht auch Personen des öffentlichen Lebens wissen um die Schwierigkeit, Vorbild sein zu „müssen“. Doch das Leben treibt seine Spielchen mit uns. Wir haben schlechte und gute Tage. Wir können demzufolge diesen Erwartungen nicht immer nachkommen. Wollen wir es denn auch? Sich gehen zu lassen, kann das eigene Befinden manchmal sehr verbessern.
Worauf kommt es aber nun an?
Keine Floskeln sind Begriffe wie Wahrhaftigkeit, Berechenbarkeit, Verbindlichkeit und Wertschätzung und wollen täglich aufs neue wieder erarbeitet sein. Auch der humorvolle Umgang mit eigenen Unzulänglichkeiten sollte einbezogen werden. Konsequent wäre es, beim Erkennen eigener Grenzen nicht weiter in die „Höhe“ zu streben, sondern den Dingen Tiefe zu geben. Oft fragen mich Kunden: „Frau Apel, warum machen Sie das nicht?“ Manchmal antworte ich: „…weil ich in der Regionalliga spiele und nicht in der Bundesliga.“ Das ist mein Anspruch: lieber in der Regionalliga ein gutes Spiel gehabt zu haben als in der Bundesliga ein schlechtes. Zu einem glücklichen Berufsleben zählt manchmal die Einsicht in eigene Grenzen.
Im Internet wie in der Literatur finden und werden sich immer neue Worthülsen finden, die sich dem jeweiligen Zeitgeist anpassen und nicht weiterhelfen. Selbstdisziplin, das Vorleben dessen, was es im Brechtschen Sinne heißt „die Mühen der Ebene“ zu durchschreiten, das Abwägen von Geradlinigkeit und Lockerheit, Struktur und Freiraum, Nähe und Distanz führen zu einer Sogwirkung, die andere Menschen erfassen kann, wenn sie offen dafür sind.
Friedrich Fröbel, der berühmte Pädagoge, fasste es kurz zusammen „Erziehung ist Liebe und Vorbild“.
Lassen Sie es bitte auch nicht an Fröbels zweitem Wort mangeln: Liebe. Oder wenigstens Wertschätzung. Verständnis. Menschlichkeit.
Nein, niemand will und muss immer Vorbild sein. Authentisch zu handeln, mich und andere kennenzulernen und zu kennen, kann ein erster Schritt sein, anderen einen Weg zu zeigen.